Eine volle Woche

I. Montag – Verwaltungs- und Funktionalreform

In Frankfurt fand eine Tagung des Deutschen Städtetages zum Thema „Selbstverwaltung und Gestaltungsspielräume der Städte in Gefahr“ statt. Gäste kamen aus ganz Deutschland und ich opferte einen Tag Urlaub.
Größtenteils gab es Gejammer und Selbstbeweihräucherung. Wenn Alles so schlimm ist, wieso tun sie dann nicht wirklich etwas? Ich fühlte mich mal wieder, wie im falschen Film. Bin halt kein „echter“ Politiker und komm so mit einigen Gepflogenheiten nicht wirklich klar. Aber das ist es wohl, was uns Piraten von den anderen unterscheidet…

Interessant waren zumindest die Schilderungen derer, die Reformen hinter oder vor sich haben: Der ehemalige OB von Neubrandenburg legte dar, wie seine Stadt im Nichts verschwindet, in keiner Statistik mehr auftaucht, nirgends mehr erwähnt wird. Es interessiert schlicht nicht mehr, ob sie den besten KiTa-Schlüssel aufweisen, wie hoch das Engagement der Bürger ist, was an Industrie entsteht oder eben nicht. Verschwunden.
Gleiches weiß die Bürgermeisterin aus Reutlingen zu berichten. Reutlingen möchte „entkreist“ werden, da sie alle Voraussetzungen einer kreisfreien Stadt erfüllen. Auch sie tauchen nirgends auf, werden nirgends berücksichtigt. Dabei müssen sie Vieles selbst schon vorhalten, was eigentlich Kreisaufgabe wäre: Verschiedenste Beauftragte im Bereich Soziales, Kultur, Sport, Bildung, Datenschutz. Städtisches Leben ist eben anders, als das im Umland…

Leider gab es keine Diskussion, da keine Befürworter einer Einkreisung von Städten anwesend waren – oder sich nicht meldeten.

Bedenklich ist die immer größere Einschränkung der kommunalen Selbstverwaltung. Gerade noch feierte man im Osten den 25. Jahrestag der Rückkehr zur Selbstverwaltung, da hängt auch schon wieder der Verlust dieser als Damoklesschwert über den Städten. Ein grundgesetzlich verbrieftes Recht wird einfach eingeschmolzen. Verwaltungskreise werden zu Monstern – der neue Landkreis Mecklenburgische Seenplatte ist mehr als doppelt so groß, Selbst der kleinste Kreis ist beinahe so groß, wie das Saarland. Alle anderen sind wesentlich größer, der neue Landkreis Mecklenburgische Seenplatte gar mehr als doppelt so groß. Das nenn ich bürgernah im wörtlichen Sinne. Abgeordnete können ÖPNV und Bahn nicht mehr nutzen, da sie den ganzen Tag unterwegs wären. Selbst mit privatem PKW haben sie bis zu 2h Anfahrtswege. Wie soll man da sein Mandat noch verantwortungsvoll wahr nehmen können? Blüht uns das auch in Brandenburg, mit geplanten Kreisen wie z.B. LOS/FF/MOL?

Mein Favorit einer Verwaltungsreform ist immer noch die Auflösung der Kreise. Die kommunale Selbstverwaltung würde dann von Städten und Gemeinden übernommen – dezentral und bürgernah.

II. Mittwoch – außerordentliche Sitzung des Kulturausschusses
Nachdem der Dienstag etwas ruhiger war und ich mich „nur“ auf den folgenden Kulturausschuss (KA) vorzubereiten hatte, ging es auf jenem etwas ungemütlicher zu.
Thema war wieder einmal die Kulturentwicklungsplanung.
Nachdem der letzte KA schon von der Stadt mit anderen Terminen überlagert wurde, stand dieser – gewissermaßen erzwungene – Termin unter keinem guten Zeichen. Waren wir auf Grund der finanziellen Situation aufgerufen, Strukturen auf den Prüfstand zu stellen, wurden Vorschläge meinerseits recht schnell als utopisch, rechtlich nicht möglich oder sonstwie nicht realisierbar vom Tisch gefegt. Alte Strukturen durchbrechen und Neues wagen ist halt nicht das Ding eingefahrener Verwaltungen… So wurde unser Antrag nur gekürzt angenommen. Wenn man mit Anträgen nicht durch kommt muss man mit Anfragen weitermachen. Die werde ich nun vorbereiten.

III. Donnerstag – Stadtverordnetenversammlung
…nein, natürlich nicht die letzte in diesem Jahr. Und wie im letzten Jahr lag sie wieder auf dem Termin der Abteilungsweihnachtsfeier. Schönen Gruß an die Kollegen…

Die Tagesordnung war lang, ich befürchtete schon eine Fortsetzung, was letztendlich dann zum Glück doch nicht der Fall war.

Gleich am Anfang stand das inakzeptable Verhalten der Landesregierung zur Weiterentwicklung des ÖPNV an. Durch europäische Gesetzgebung ist bis 2022 zum Glück der ÖPNV barrierearm zu gestalten. Das heißt aber auch, dass auf die Verkehrsbetriebe Neuanschaffungen in Millionenhöhe zukommen, um alte Straßenbahnen und Busse auszutauschen. Fast alle Länder haben dafür extra Fonds aufgelegt – Brandenburg nicht. Unsere Landesregierung überlässt die betroffenen Städte und Gemeinden sich selbst – mit Hinweis auf Bundesfördertöpfe, die aber eigentlich für den laufenden Betrieb gedacht sind. Ein Thema, dem auch wir uns annehmen sollten, z.B. als „Thema des Monats“. Ein weiterer Kandidat für das „Thema des Monats“ ist die Weigerung der bundeseigenen Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) ihrer Aufgabe als Sanierer gerecht zu werden. Die Frankfurter Wasserwerke (FWA) weisen schon seit Längerem auf die kontinuierlich steigenden Sulfatwerte der Spree hin. Es wird in wenigen Jahren nicht mehr möglich sein, Frankfurt aus dem von der FWA betriebenen Wasserwerk Briesen mit normgerechtem Trinkwasser zu versorgen. Um dies sicher zu stellen, müsste das alte Wasserwerk Müllrose saniert werden, welches gegenüber Briesen nicht im Spree- sondern Odereinzugsgebiet liegt und so kein sulfatbelastetes Wasser hat. Im Gegensatz zu Vattenfall verweigert die LMBV eine Beteiligung an den Sanierungskosten. Vattenfall hingegen, die freiwillig sich zu einer Unterstützung bereit erklärten, ist dabei, sein Engagement in Deutschland ganz aufzugeben. Ob dann ein Nachfolger sich auch beteiligen wird, steht in den Sternen… Wasser ist aber eine der wichtigsten Daseinsvorsorgen. Es ist fahrlässig, wie der Bund in dem Falle mit seiner Verantwortung umgeht. Diesbezüglich waren sich alle Parteien und sogar unsere Landesregierung einig.

Einen Großteil der TOPs nahm die Neubesetzung von Gremien und Ausschüssen ein. Durch die Zerlegung der AfD-Fraktion – 3 der 5 Mandatsträger sind aus der AfD ausgetreten und bilden nun das LKBF (Liberalkonservatives Bürgerforum) – haben sich die Kräfteverhältnisse in der SVV geändert. Auf Antrag unserer Fraktion mussten diese nun neu besetzt werden. Da wir nun nach Die LINKE, CDU und SPD die viertstärkste Fraktion sind, kommt mehr Arbeit auf uns zu. Die Punkte konnten allerdings recht schnell abgearbeitet werden.

Der oben erwähnte Antrag aus dem Kulturausschuss wurde übrigens genehmigt.

Weitere Themen – das täglich Brot eines Stadtverordneten – waren Satzungen, Ordnungen, Bebauungspläne, Landschaftsplan, Wirtschaftsplan und Jahresabschlussprüfung jeweils eines Eigenbetriebes… Und ein Erlass einer 1. Änderungsverordnung der Verordnung für das Naturschutzgebiet (NSG) „Fledermausquartier Brauereikeller Frankfurt (Oder)“ – wir begrüßen neu in unserem Quartier: die Teichfledermaus!

Spannend wurde es dann im nichtöffentlichen Teil. Es ging um einen Erbbaurechtsvertrag der Stadt und einen überfraktionellen Prüfantrag der unter anderen von mir eingereicht wurde. Ein Thema, dass der Verwaltung nicht so liegt… Natürlich sollte der Antrag wieder Alternativen suchen, natürlich wird das von Verwaltung und einigen Abgeordneten nicht so gern gesehen, natürlich wurde er wieder in Ausschüsse zurück verwiesen – in Ausschüsse, wo er vorher schon verschleppt wurde und Fortsetzungssitzungen zum Opfer fiel… Weiter gehts im nächsten Jahr.
Unsere Arbeitsgruppe trifft sich allerdings schon am 11.12.15. Mal sehen, ob der eingeladene Beigeordnete Zeit für uns hat.

Eine ganz normale Woche, wie sie in den letzten 1,5 Jahren häufig war. Hinzu kommt noch eine Fraktionssitzung – regelmäßig wenigstens 3 im Monat – , die ich hier nicht erwähnte.

Nun ist Wochenende. Andere Themen erobern den Kopf: Krieg und Frieden, Freiheit und informationelle Selbstbestimmung, Parteienzwang… Das wird aber ein anderer Blog-Beitrag, denke ich.

Piraten bedanken sich bei Gästen

Sehr geehrte Damen und Herren,

im Anschluss eine kurze Danksagung der Frankfurter Piraten zur Verwendung.
Bei Rückfragen stehe ich Ihnen gern zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen

Martin Hampel

Piraten bedanken sich bei Gästen

Am 02.09.2015 luden der Regionalverband DOS der PIRATEN, der Kreisverband B90/Grüne und die Fraktion Grüne/B90 – BI StE – Pirat zum Spätsommerempfang in das Verbündungshaus Fforst ein. Neben der Vorstellung der aktuellen Arbeit in der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Frankfurt (Oder) wurden auch aktuelle Vorhaben wie z.B. die Schaffung eines kostenfreien WLAN im Stadtzentrum und die Einrichtung eines Bürgerhaushaltes erörtert.

Natürlich gab es auch Musik von den „Drei Mucketieren“ und ein leckeres orientalisches Sommer-Buffett. Wir Piraten bedanken uns herzlichst für all die guten Gespräche und die großartige Stimmung. „Wir hoffen weiterhin auf eine konstruktive Zusammenarbeit in der Stadtverodnetenversammlung und insbesondere in unserer Fraktion“ meint Steffen Kern, Stadtverordneter der Piraten.

Er weist auch auf die neu entstandene Website der Fraktion hin. Diese ist unter www.gruebipi.de zu erreichen und bietet neben allen Ausschüssen Informationen zu den Aktivitäten der Fraktion und ihrer Mitglieder. Hier kann man in Echtzeit die Sitzungen der Ausschüsse nachverfolgen und ist somit aus erster Hand informiert.

Steffen Kern hält Ansprache
Steffen Kern hält Ansprache

Tausend und (D)ein Licht für den Frieden

Unter dem Motto „Tausend und (D)ein Licht für den Frieden“ – Ein Lichterherz für Frankfurt (Oder). Es ist Zeit, ein friedliches Zeichen zu setzen für Menschlichkeit in unserem Land! zeigten einige hundert Frankfurt Einwohner, dass sie nichts von Anschlägen und nichts von Kriegen halten. Es war ein versöhnliches und stärkendes Zeichen, an dem auch Frankfurter Piraten teilnahmen.
Piraten sind programmatisch für eine europäische Einigung und treten aktiv für Frieden, Freiheit,
Wohlstand und Rechtsstaatlichkeit auf diesem Kontinent ein. Ganz besonders in Frankfurt (Oder) als geteilte Stadt, die nun wieder zusammenwächst, haben wir kein Interesse an kriegerischen Auseinandersetzungen.

Herz aus Lichtern

1914 – 1919 – 1998 – 2015

1914
Vor dem Krieg, der als Erster Weltkrieg in die Geschichte eingehen sollte, war die SPD eine Friedens-Partei, stark antimilitaristisch geprägt. Noch im Juli rief die SPD zu Friedensdemonstrationen auf. Was folgte, ist bekannt: Im September 1914 stimmte die Fraktion der SPD im Deutschen Reichstag für die Kriegskredite. Als der Widerstand gegen Kriegskredite in der SPD zunahm, wurden die Kriegsgegner, wie Karl Liebknecht und Otto Rühle aus der Fraktion ausgeschlossen.

1919
Während und nach der Revolution in Deutschland, die die Monarchie beendete, paktierte die SPD mit der alten Herrschaftsklasse. So Ebert im Ebert-Groener-Pakt mit der Obersten Heeresleitung und Noske mit dem Rückgriff auf Freikorps statt regulärer Kräfte, was letztendlich zum Mord an u.A. Liebknecht und Luxemburg führte – vermutlich mit Duldung der führenden SPD-Kräfte.

1998
Nach der Wende 1990 begannen Diskussionen über Einsätze der Bundeswehr im Ausland für „friedenserhaltende“ und „friedenssichernde“ Maßnahmen. Sprach sich die SPD zu der Zeit noch vehement gegen Auslandseinsätze aus, änderte sich dies allerdings mit Übernahme der Regierung 1998 in der Rot/Grünen-Koalition schlagartig.

2015
Die SPD war lange gegen eine Vorratsdatenspeicherung (VDS). So lehnte die Rot/Grüne Regierung in einem im Februar 2005 gefassten Beschluss eine VDS ausdrücklich ab.
Aber schon ein Jahr später – im Februar 2006, die SPD ist Mitglied einer Großen Koalition – wird beschlossen, den Kompromissvorschlag für die EU-Richtlinie zur VDS im Rat der EU zu unterstützen. In der Folgezeit verhält sich die SPD ambivalent. Ein Großteil ihrer Vertreter spricht sich gegen eine VDS aus. Noch 2014 teilte der SPD-Justizminister Heiko Maas mit, die VDS liege auf Eis.

Nun ist das Eis getaut. Die SPD hat auf einem Konvent am 20.Juni 2015] beschlossen, den im Mai 2015 von Maas vorgelegten Gesetzesentwurf, trotz arger Bedenken von Verfassungsrechtlern, Wirtschaftsorganisationen und vieler Verbände, zuzustimmen. Voraus ging ein unermüdlicher Einsatz für die VDS des SPD-Vorsitzenden Luzifer, äh, Gabriel.

Zur Zustimmung führte angeblich ein Ergänzungsvorschlag, dass die Wirkung des Gesetzes doch tatsächlich überprüft werden soll. Nach welcher Zeit, wie und mit welchen Konsequenzen, davon steht dort nichts. [1]

Ich hoffe, die Zeit ist begrenzt durch den nächsten höchstrichterlichen Entscheid unseres Verfassungsgerichts…

Für SPD-Mitglieder, die diese Politik nicht weiter tolerieren aber dennoch weiter Politik für die Bürger und eine freie Gesellschaft machen wollen, steht die Piratenpartei offen. Laut Bundesvorstand werden neue Mitgliedsausweise zügig bearbeitet. 😉

Wer hat uns verraten? …

In dem Sinne

Steffen
-sk-

Quelle:
[1] http://www.spd.de/linkableblob/129450/data/20150620_beschluss_hoechstspeicherfristen.pdf

Kleine Crew erfolgreich

Die gestrige (18. Juni 2015) Stadtverordnetenversammlung (SVV) in Frankfurt (Oder) war für die kleine Fraktion Grüne/Bürgerinitiative Stadtentwicklung und PIRATEN eine der erfolgreichsten.

Endlich wurde der von mir gestellte Antrag „Öffentliche WLAN-Zugänge auch für Frankfurt“ beschlossen.

Nachdem im ersten Anlauf der Antrag unter heftigen Auseinandersetzungen in den Ausschuss für „Stadtentwicklung, Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Umwelt“ verwiesen und auch dort in erster Sitzung kontrovers diskutiert wurde, trugen fachlich versierter Einsatz sowie enge und gute Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung endlich Früchte. In der zweiten Sitzung des Ausschusses konnte die Stadtverwaltung bereits gemeinsam mit mir erarbeitete Ergebnisse vorweisen, sodass der Antrag genehmigt und zur Beschlussfassung wieder an die SVV ging.

Mit nur 2 Gegenstimmen nahmen die Stadtverordneten den Antrag dann ohne große Aussprache an.

Nicht weniger erfolgreich war der Antrag zur Einarbeitung des Paderborner Modells der Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für Katzen in die Stadtordnung. Nachdem dies schon zu einem Dauerbrenner der Stadtverordnetenversammlungen in der letzten Legislatur wurde und dort durch unglückliche Vermischung mit anderen Anliegen nicht mehrheitsfähig war, konnte die Änderung der Verordnung nun endlich mit großer Mehrheit beschlossen werden.

Im Übrigen ist das ein Punkt, den auch die NRW-Piraten gerade angehen: Paderborner Modell

Hallo NRW, wir in Frankfurt (Oder) sind bereits einen Schritt weiter. 😉

Des Weiteren war auch der gemeinschaftliche Antrag mit den Fraktionen DIE LINKE und CDU/BB, der auch von der SPD unterstützt wurde, „Prüfung von Varianten zur Kulturstruktur in Vorbereitung der Kulturentwicklungsplanung“ erfolgreich. Hier wurde die Verwaltung beauftragt, bis zum 30.9.2015 in Vorbereitung der Verabschiedung der Kulturentwicklungsplanung eine Untersuchung von Varianten zur Umstrukturierung der städtischen Kultureinrichtungen mit dem Ziel einer organisatorischen Zusammenfassung bei Beibehaltung des Kulturangebots und gleichzeitiger Erzielung von Zuschussreduzierungen vorzulegen.

Speziell uns schwebt dort das Jenaer Modell vor.

Alles in Allem ein erfolgreicher Tag kurz vor der Sommerpause.
Für mich als stellvertretender Ausschussvorsitzender wird die dann aber vornehmlich mit Kulturentwicklungsplanung gefüllt sein.

Kommunale Grüße von der Oder

Steffen
-sk-

Kommentar zur Pressemitteilung der Fraktion CDU/BB

Kommentar zur Pressemitteilung der Fraktion CDU/BB „Pressemitteilung zum Scheitern der HSK-/HH-Beratung-2015 in der Stadtverordnetenversammlung Frankfurt (Oder)“

Am 12. Mai 2015 standen in der Fortsetzung der Stadtverordnetenversammlung vom 7. Mai erneut Haushaltssicherungskonzept und Haushalt zur Abstimmung. Auf Grund der vorangegangenen Diskussionen auf der letzten SVV wurden recht kurzfristig Änderungen eingebracht. So wurde eine Maßnahme gestrichen und eine zweite Maßnahme ersetzt. Allein diese Kurzfristigkeit hätte eine erneute Verschiebung begründen können, da durch sie eine neue Ausgangslage geschaffen wurde. Man entschied sich allerdings doch für eine Abstimmung – mit bekanntem Ergebnis.

Mit Verwunderung musste ich nun die Pressemitteilung der Fraktion CDU/BB zur Kenntnis nehmen, die darauf abhebt, dass alleinig SPD und Die LINKE das Haushaltsicherungskonzept-2015ff (HSK) und damit den Stadthaushalt-2015 (HH) scheitern lassen.

Das Ergebnis von 17 Ja- und 17 Nein-Stimmen ist bekannt. Somit scheiterte die Verabschiedung an einer(!) fehlenden Ja-Stimme. Da dies eine namentliche Abstimmung war, kann jeder nachlesen, dass auch die Fraktion CDU/BB nicht einheitlich abstimmte – genau wie die Fraktionen Die Linke, FDP/BI Stadtumbau und AfD. Jede dieser Fraktionen hätte die fehlende Stimme liefern können. Es ist also aus unserer Sicht ziemlich vermessen, nun nur 2 Fraktionen das Scheitern des Haushaltssicherungskonzepts vorzuwerfen.

Die Forderungen, die die Fraktion CDU/BB in ihrer Pressemitteilung formuliert, sind nach meiner Wahrnehmung Konsens – alleinig die Abbildung dieser Forderungen im jetzigen Haushaltssicherungskonzept ist strittig.

Und da setzen auch meine Bauchschmerzen an, die letztendlich die Enthaltung begründen.

Ich davon aus, dass alle Mitglieder der SVV eine mit ihrem Gewissen vereinbare Entscheidung getroffen haben. Die Behauptung, irgendeiner der Stadtverordneten würde sich der Haushalt-Verantwortung entziehen, ist eine Unterstellung. Denn genau aus dieser Verantwortung heraus – weil sie eben diesen Haushalt in der Form nicht für stimmig halten – stimmten Abgeordnete gegen ihn.

Die Auswirkungen des verabschiedeten Haushaltes mit Haushaltssicherungskonzept können kaum im Vorhinein vollumfäglich abgeschätzt werden. Somit weiß man auch nicht, ob er das Beste für Frankfurt oder doch nur ein notwendiges Übel gewesen wäre…

8. Mai 1945 – ein Menschenleben später

Am 8. Mai 1945 wurde mit der Kapitulation der Wehrmacht der größte Eroberungs- und Vernichtungskrieg im letzten Jahrhundert beendet. Mit dem Ende wurde auch ein Regime begraben, das mit der Machtübergabe an Hitler 1933 unvorstellbares Unheil erst über Deutschland und später ganz Europa brachte.

Das ist nun 70 Jahre her – fast so lange, wie die durchschnittliche Lebenserwartung der Deutschen heutzutage. Das heißt aber auch, dass es immer weniger Zeitzeugen gibt. Die Erinnerung verblasst.

Dies zu verhindern, ist die Aufgabe unserer Generation. Ereignisse heutiger Tage erinnern erschreckend auch an das, was damals geschah – als ob niemand etwas daraus gelernt hat. In einem Europa, das 1945 dem Krieg abgeschworen hat, werden wieder Kriege geführt und Hass geschürt (Jugoslawien, Ukraine).

An den Grenzen ertrinken Flüchtlinge im Mittelmeer, die nicht zum geringen Teil auf Grund europäischer Kriegs- und Wirtschaftspolitik gezwungen werden, ihre Länder zu verlassen. Die Völker Europas werden wieder verängstigt und mit Hass gefüttert. Diesmal sind Terroristen aller Couleur die Bösen. Im Kampf gegen sie werden Kollateralschäden unkalkulierbaren Ausmaßes in Kauf genommen – angefangen von zivilen (Drohnen-)Opfern bis zur Totalüberwachung des doch zu jeder Wahl als Souverän bezeichneten Wählers.
Der Souverän wird unter Generalverdacht gestellt…

Schauen wir die 70 Jahre zurück. Wir sollten uns wieder ins Bewusstsein rufen, was Hass und Staatsterror anrichten kann.
Wir sollten uns daran erinnern, wie einfach Hitler an die Macht kam.
Wir sollten daran denken, wenn wir es heutigen Regierungen zu einfach machen, über unsere Köpfe zu regieren, ihr Handeln zu vertuschen. Sei es weltweit, bei der Eskalation von Unruheherden und Kriegen, sei es in der EU bei Verhandlungen zu TTIP, CETA, TISA, …, sei es in Deutschland im Umgang mit NSU, NSA, BND, Verfassungsschutz und ihren V- und anderen Leuten.

Nur wir, die Bürger, können das verhindern. Aber nur, wenn wir gemeinsam handeln und den Mächtigen zeigen, dass eigentlich wir die Mächtigen sein sollten…

Kulturelle Vielfalt sichern – Freiräume entwickeln

Die Fraktion Grüne/BI Stadtentwicklung/PIRATEN hat auf der Fraktionssitzung vom 16.4.2015 einen Beschluss zu kulturellen Entwicklungsplanung 2016-2020 verabschiedet. Hier der Wortlaut:

Fraktion Grüne/ B90 & BI Stadtentwicklung / Pirat in der Stadtverordnetenversammlung Frankfurt (Oder)

Beschluss der Fraktionssitzung am 16.4.2015

Kulturentwicklungsplanung 2016-2020

Kulturelle Vielfalt sichern – Freiräume entwickeln

Kulturelle Angebote sind ein wichtiger Standortfaktor, der unter anderem dafür ausschlaggebend ist, dass Menschen in unserer Stadt bleiben oder sich in unserer Stadt niederlassen. Kunst und Kultur stellen aber auch einen eigenständigen Wert dar, der gepflegt und in den investiert werden muss. Kultur ist eng verknüpft mit
Bildung und Teilhabe, daher ist Kulturförderung für uns eine der wesentlichen städtischen Aufgaben, die weit über den engen Kulturbegriff hinausgeht. Neben den durch die Stadt vorgehaltenen Kunst- und Kulturangeboten halten wir eine gesicherte finanzielle und organisatorische Unterstützung der freien Szene für notwendig. In der freien Szene und durch Eigenproduktionen wird Kunst und Kultur nicht nur konsumiert, sondern vor Ort von und für Bürgerinnen und Bürgern geschaffen, und sie wirkt damit identitätsstiftend für die Menschen unserer Stadt. Kulturangebote sollen unsere Stadt lebendiger machen und müssen bürgerInnennah gestaltet werden.

In der anstehenden Kulturentwicklungsplanung (KEPl) für den Zeitraum 2016-2020
halten wir folgende Punkte für wichtig:

  1. Zukunftsfähige Organisation der Kultureinrichtungen:
    Das Nebeneinander eines Regiebetriebes für das Brandenburgische Staatsorchester, eines Kultureigenbetriebes und einer kommunalen Kultur-GmbH – der Messe- und Veranstaltungs-GmbH – halten wir nicht für zukunftsfähig. Hier sollte eine Zusammenführung dieser drei Kulturinstitutionen angestrebt werden. Dabei muss auch eine Kooperation und strukturelle Zusammenarbeit mit den umliegenden Städten, Gemeinden und Landkreisen sowie vergleichbaren Institutionen im Land Brandenburg angestrebt werden.
    Konkret favorisieren wir, dass die Bewirtschaftung des Messegeländes nach den geplanten Strukturänderungen in der Wirtschaftsförderung durch das TeGeCe übernommen wird. Alle übrigen Betriebsteile, inklusive des kulturellen Kernbereichs der MUV GmbH sollten in den Kultureigenbetrieb als zentraler Kultur- und Veranstaltungsorganisationseinheit als städtischer Eigenbetrieb integriert werden.
    Einer Kooperation des Museums Junge Kunst mit dem Museum Dieselkraftwerk und der Sammlung Beeskow unter Beteiligung des Landes Brandenburg im Rahmen einer Stiftungslösung stehen wir aufgeschlossen gegenüber. Der Bereich temporärer Ausstellungen zeitgenössischer, aktueller Kunst, muss aber weiterhin erhalten bleiben, um den Charakter des Museums zu profilieren.
    Ähnliches gilt für das stärkere Engagement des Landes beim Staatsorchester. Bis zur Schaffung dieser neuen Struktur muss der Zuschuss zumStaatsorchester aber gedeckelt werden. Wir erwarten vom Orchester eine höhere Flexibilität und den Willen, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln auszukommen – auch aus Fairness den anderen Kultureinrichtungen gegenüber.
    Dazu gehören mehr Transparenz, eine regelmäßige Evaluierung und ein funktionierendes Controlling des laufenden Orchesterbetriebs.
    Die Volkshochschule ist zwar auf der finanziellen Seite aus dem Kulturhaushalt in den Bildungshaushalt herübergewandert, bleibt aber weiterhin Teil des Kultureigenbetriebes und nimmt unabdingbare Aufgaben im Bereich der kulturellen Bildung wahr. Deshalb sollte die Volkshochschule ihr Wissen und ihre Erfahrungen bei der Erarbeitung der KEPl einbringen dürfen und an dem Prozess teilnehmen.
  2. Freie Kunst- und Kulturszene wertschätzen und stärken:
    Eine sich stetig wandelnde Szene aus Vereinen, Initiativen und AkteurInnen, die aus eigener Initiative Kunst- und Kulturereignisse verwirklichen, braucht wieder eine professionelle Ansprechperson im Kultureigenbetrieb, die sie berät, unterstützt und ihre Interessen vertritt, um so die freie Szene aktiv, initiativ und vernetzend zu unterstützen. Das Kulturbüro soll stärker Dienstleister für die freie Kunst- und Kulturszene sein, denn gerade auch junge Menschen brauchen Verwirklichungsmöglichkeiten in unserer Stadt, um hier zu bleiben. Das gilt insbesondere auch für Studierende, für die die Stadt so interessant wird und die sich vielfach hier engagieren. Vorhandener Leerstand sollte als Chance zum Öffnen kreativer Freiräume gesehen werden.
    Wir setzen uns dafür ein, dass für die freie Szene mindestens genauso viele Mittel wie bisher durch die Stadt bereitgestellt werden und durch das Kulturbüro ausgegeben werden können, sodass sie nicht durch Haushaltssperren blockiert werden. Um gemeinnützigen Vereinen die Vorfinanzierung insbesondere von EU-geförderten Projekten zu ermöglichen, setzen wir uns für die Gründung einer städtischen Kulturstiftung ein, die zinslose Darlehen ausgeben kann, welche nach Abrechnung der Projektmittel zurückgezahlt werden.
    Die Zuschüsse an die Oderhähne und das Theater des Lachens sollen in der jetzigen Höhe dauerhaft erhalten werden und so diesen Bühnen eine kontinuierliche Arbeit ermöglichen. Die Aufnahme des Modernen Theaters Oderland in die Förderung durch die Stadt sollte geprüft werden.
  3. Oderüberschreitende und internationale Zusammenarbeit fördern:
    Wir setzen wir uns für den Erhalt der deutsch-polnischen Festivals „transvocale“, „Unithea“ und „lAbiRynT“ ein.
    Wir können uns vorstellen, das Museum Viadrina stärker auf die Geschichte der Doppelstadt auszurichten und als gemeinsames Regionalmuseum für Frankfurt und Słubice weiter zu entwickeln.

Einladung zum Stammtisch FFO

Am morgigen Dienstag, 14. April 2015 laden die Piraten Frankfurt (Oder) zum Stammtisch ein.

Themen werden der Haushaltsplan der Stadt und die Kulturentwicklungsplanung sein.
Natürlich können wir spontan weitere Themen besprechen.

Ort: MIKADO Mehrgenrationenhaus, Franz-Mehring-Straße 20, 15230 Frankfurt (Oder)
Zeit: Di, 14.4.2015 ab 19:30 Uhr

Ahoi!

Interview mit Kristos auswählen

Interview mit Kristos Thingiloutis Alle berichten über die Griechenlandkrise, kaum irgendwo sieht man die Menschen hinter und in der Krise. Aus persönlicher Erfahrung kenne ich Kristos (politischer Geschäftsführer Piratenpartei Deutschland) und habe ihn nach einer ganz persönlichen Sicht auf Deutschland und Griechenland befragt. Hier seine ganz persönlichen Antworten von ihm. 

Kristos, Du bist um die 40 Jahre alt und hast die griechische Staatsbürgerschaft. Aufgewachsen bis Du in Deutschland. Wie viele Lebensjahre hast Du in Griechenland verbracht? Ich kann dir das nicht in Jahren sagen. Ich kann Dir erzählen, wie es für mich war. Ich habe einige Zeit in Griechenland gearbeitet, im Management einer dortigen großen Hotelkette. Zusätzlich erinnere ich mich noch, wie ich als Kind mit meinen Eltern jeden Sommer nach Griechenland gefahren bin, mit dem Zug nach München und von da sind wir dann mit dem Express nach Thessaloniki gefahren. Es waren soweit ich mich erinnere, 2 Tage und 3 Nächte oder umgekehrt. Es war ein Erlebnis. Es war die Vorfreude auf ein Ereignis, auf das wir in Deutschland alle drauf hin gearbeitet haben. Als Kind hatte ich immer Tränen, und das mindestens zweimal: einmal wenn ich in Thessaloniki ankam, und immer wenn ich wieder weggefahren bin. Die Tränen am Anfang waren die Freudentränen und die wenn ich gefahren bin, die Trauertränen. Wenn ich gefahren bin, wusste ich, dass ich weg musste – aus dem Land, wo die Menschen herzlich sind, wo sie mich nicht als Gastarbeiter-Sohn ansahen, sondern als Mensch unter Menschen. 

Meine Beziehung zu Griechenland erstreckt sich auf „zum Griechen gehen“, einen Gyros essen und einige Musiker und Musikerinnen aus Griechenland. Welches Verhältnis hast Du zu Griechenland? Mein Herz ist griechisch ich fühle griechisch, wenn es griechische Musik gibt. Ich fühle den Schmerz der griechischen Bevölkerung und kann diese nachvollziehen. Über die griechische Musik, die ich wie Luft atme, sagte eine mir sehr wichtige Person: Sie hat die phrygische Tonleiter (Phrygien war eine Region in Griechenland, der europäische Teil der Türkei. Die phrygische Schrift basiert auf dem griechischen Alphabet). In Griechenland wird üblicherweise nicht so viel Fleisch gegessen wie es hier in Deutschland so den Anschein hat. Wir lieben Gemüse, Fisch und die anderen Freuden des Lebens. Uns Griechen ist die Familie extrem wichtig. Wir haben nicht die Sozialleistungen, die uns absichern, das macht die Familie (nach einem Jahr Arbeitslosengeld gibt es nix mehr danach). Und so waren wir Griechen total überrascht, dass wir – wo wir doch ein Problem hatten uns an die Familie „EUROPA“ gewandt haben- dass da dann keine Hilfe kam sondern, naja, ich nenne es man nett formuliert, Belehrungen. Ab 2008 habe ich allen Freunden, Verwandten, Bekannten, Geschäftspartnern etc zu erklären versucht, warum wir Deutsche so mit der Familie umgehen. Und warum wir Deutschen (in Griechenland bin ich der Deutsche) so von oben herab mit anderen umgehen. Warum die Deutschen den Griechen in der Not zwar helfen, aber mit so einer Art von oben herab, so oberlehrerhaft. Ich erkläre dann, dass es in Deutschland nicht diese Herzlichkeit gibt, dass wir in Deutschland auf Zahlen und Produktivität achten, und -noch schlimmer für den normalen Griechen- dass es die Art Hilfe, die wir Griechen in Familien haben, in Deutschland nicht gibt. Warum erzähle ich das? Es sind zwei total unterschiedliche Systeme, wo beide Seiten es nicht verstanden haben, was der andere denkt. Und das Ergebnis haben wir jetzt. Zwei Völker die sich mögen, sich aber nicht mehr verstehen. 

Du hast mal erzählt, dass Du seit der Banken-Krise jede Woche mindestens eine Anfrage von Verwandten oder Bekannten aus Griechenland erhälst, wo die nach einer Arbeit in Deutschland fragen. Hat sich das seit der Wahl im Juli geändert? Nein, es sind mehr Griechen die nach Deutschland kommen wollen. Aber ich kenne keinen Griechen, der sich an den Sozialleistungen des hiesigen Staates bereichern will. Die, die kommen wollen, wollen arbeiten. Leider blutet das Land dadurch aus. In Griechenland ist die gleiche Situation wie in den 60er-Jahren entstanden: dass die Menschen ins Ausland gehen. Einziger Unterschied ist, dass damals die Gastarbeiter kontrolliert worden sind, ob sie Schwielen haben und arbeiten können; das wird zum Glück nicht mehr gemacht. 

Vor und nach der Wahl 2015: hast Du eine Veränderung in der griechischen Bevölkerung festgestellt? Sind die Griechen hoffnungsvoller geworden? Die neue Regierung hat der Bevölkerung wieder Hoffnung gegeben, so dass sie sich traut, was zu sagen, und nicht mehr Befehlsempfänger einer gefühlten Besatzungsmacht ist. 

Was sagen Griechen über Deutschland? Wird Deutschland als Ganzes verteufelt oder wird durchaus kritisch gesehen, dass das Kabinett Merkel der Übeltäter ist? Die Griechen als solches haben nix gegen die Deutschen, sie und auch ich habe was gegen die polemische Art, nicht mit Fakten zu sprechen sondern teilweise mit Unwahrheiten umherzuspringen. 

Bei so viel und so lang anhaltender Krise müsste es doch für die Piraten ein leichtes sein, Stimmen zu gewinnen. Mir schien das Gegenteil der Fall zu sein. Woran sind die Piraten Griechenland gescheitert? Das müsste man in dem Fall die Piraten in Griechenland selber fragen. 

Wo siehst Du die Ursachen der Krise? Die Ursache ist vielseitig. Ich habe ja schon erläutert, dass es Unterschiede gibt in der Denkweise der beiden Völker. Wirtschaftlich gesehen hätte ich ein Aufbauprogramm bevorzugt, dass die Schätze und Vorteile Griechenlands nach vorne bringt. Sprich: eine Art Marshallplan. Das wurde nicht gemacht. Dann hätte man auch den Ausstieg aus dem EURO nehmen müssen, wenn schon kein Aufbauprogramm. Doch da waren die Interessen anders in Europa. Was wir bekommen haben, ist ein Versailler Vertrag, der die Menschen gefühlt zu Knechten der Interessen gemacht hat. In der momentanen Situation würde ich als Grieche sagen: geht und holt euch lieber Hilfe von außerhalb der EU, als dass ihr euch noch mehr zu Sklaven macht. 

Woran liegt es, dass es Griechenland besonders stark erwischt hat? Die vorhandene Wirtschaft wurde plattgemacht, anstatt diese aufzubauen. 

Wie hat die Krise den gesellschaftlichen Zusammenhalt verändert? In Griechenland sicher. Menschen haben keine Krankenversicherung, sie haben keine Arbeit, sie besinnen sich auf die alten Tugenden der Familie. 

Ein Gerücht besagt, dass es in Griechenland ganz viel Korruption gibt. Ist es nicht viel mehr so, dass es sowohl in Deutschland als auch in Griechenland Korruption gibt? Hier nur etwas versteckter? Naja, mal ganz im Ernst, die Korruption in Griechenland ist genau so hoch wie in Deutschland. In Deutschland wird diese besser verpackt und es geht uns hier einfach gesamtwirtschaftlich besser. 

Sollten wir -um die Steuerflucht zu verhindern- uns nicht für eine europaweite Steuergesetzgebung einsetzen? Es sollte ein Steuergesetz für ganz Europa geben. 

Die Kernthemen der Piraten in Deutschland sind Netzpolitik, Bürgerrechte, TTIP, NSAUA, Urheberrechte. Welche Themen sind in Griechenland wichtig? Die Themen in Griechenland sind am nächsten Tag was zu Essen zu bekommen.   

Was ist unsere Beziehung zu den beiden Piratenparteien in Griechenland? Soweit ich weiß: gut. 

Was können wir tun, um der Bevölkerung in Deutschland klarzumachen, dass die Probleme Griechenlands nicht hausgemacht sind, sondern globalere Ursachen hat? Der ganzen Bevölkerung? Am einfachsten ist es, kritisch mit den eigenen Medien zu sein, und lernen, zwischen den Zeilen zu lesen. Sich zu informieren, auch international. Die globalen Zusammenhänge der Kreditvergabe an Griechenland mit Optionsscheinen von Goldmann Sachs erwarte ich nicht als Allgemeinwissen. Was ich mir wünsche, wäre mehr Menschlichkeit mit Umgang mit uns Griechen. Nicht alles ist mit Produktivität zu messen. 

Lasst uns bei der nächsten Wahl in Griechenland aus Deutschland ein Zeichen setzen und die Piraten Griechenland aktiv unterstützen! Die Griechischen Piraten würden sich sicherlich darüber freuen. 🙂